Maschinenassistent Gerhard Freiberger
Kurzbiographie
Jahrgang: 1963 geb. in Gotha
Ausbildung:BBS Sassnitz zum Schiffsbetriebsschlosser
Fahrenszeit: als Lehrling auf SAS 311 "Kragenhai" unter Kapitän Ulli Lenz, SAS 294
"Schwertwal" unter Kapitän Frank Schluckner.
-als junger Maschinenassistent auf SAS 283 "Fladengrund" (Jugendkutter) unter Kapitän Dieter
Bartecko, unter dem Motto: "wir sind die Letzten die bei Sturm unter Land fahren und die Ersten die den Anker unter Land hieven".
-Karriereknick, da Parteieintritt verweigert.
-zum Glück kam das Afrika Projekt mit SAS 318 "Sägehai" und SAS 305 "Sattelrobbe"
unter Kapitän Manfred Kuse, der es mit uns "jungen Wilden" nicht immer leicht hatte.
-Afrikaeinsatz bis 1988.
-ab 1.11.1988 Grundwehrdienst nach Basdorf/Berlin, eine schwierige Zeit begann, da
politische Wende.
-nach 15 Monaten Wehrdienst wieder zurück im Fischkombinat, wo der Einstellungsstopp
uns alle überraschte.
-es folgten einige Reisen in die Ostsee und Überbrückungsjobs wie Flundern räuchern
und vorm Gastmahl des Meeres bzw. auf Parkplätzen an der Schaabe diese zu verkaufen
(pro Flunder eine DDR-Mark).
-letzte Reise mit SAS 282 "Doggerbank" nach Schottland.
-seit 1991 als Bestatter im eigenen Bestattungsinstitut in Sassnitz.
Meine letzten Stunden auf SAS 282
In der Nordsee hatten wir einen Kanonensturm mit Windstärke 11-12 und wären wohl
beinahe abgesoffen. Der Tuckmacker stoppte bei schlechter Sicht plötzlich ab, aber gab
nicht Bescheid. Wir fuhren genau auf ihn zu und ich musste das Ruder hart Backbord
legen und die Maschine runter regeln. Dabei legte sich unser Kutter so auf die Seite, so dass ich das schwarze Wasser der Nordsee an den Seitenscheiben des Ruderhauses ge-
sehen habe. Ich habe gedacht, das war`s jetzt. Im Kutter polterte alles was nicht fest
war durcheinander. Der Steuermann wurde aus seinem Jagdsitz geschleudert und knallte
auf den Boden. Der Kutter richtete wieder langsam auf und wir brauchten doch noch nicht
zu den Fischen. Es war schon alles gespenstisch, da ich ja den "Dampfer" dunkel gefahren
hatte. Bin dann in den Maschinenraum, den Jockel gestartet und die Stromversorgung in
Ordnung gebracht. Wir kämpften uns dann bis nach Peterhad und haben dort Fisch von den schottischen Fischern übernommen.
Der Job war nicht mehr so hart, da wir nicht mehr so viel Fisch in kurzer Zeit
übernommen haben. Die Reise wurde in die Länge gezogen, es war die letzte Reise, das wussten alle an Bord. Abends sind wir dann an Land gefahren und haben schön Billard
gespielt und manches Schwarzbier getrunken. Die Heimreise war bedrückend, wir wussten, es war die letzte Reise und würden nie wieder auf einen 26,5-m-Kutter anmustern. Angst vor der Zukunft machte sich breit, keiner wusste was kommt. Alles war unsicher. Mit der Kündigung in der Tasche und 3000 DM Abfindung trafen wir uns dann auf dem Arbeitsamt in Bergen wieder. Dies war sehr bedrückend, denn keiner von denen
auf dem Amt konnte mit uns etwas anfangen. So endete dann das Abenteuer Seefahrt.
Meine Zeit in Beira /Mosambik
Um die teuren Kosten für das Dock in Beira zu sparen haben wir die Kutter ( Foto
SAS 303 "Seewolf" ) bei der höchsten Stufe der Flut auf den Strand gefahren und
an einem alten mosambiquanischen Kutter, sowie an Land verzurrt. Um den Kutter
an Land zu ziehen, kamen die Kurrleinenwinde zum Einsatz. Hierbei musste man
natürlich sehr vorsichtig hieven, um den Drath nicht zu zerreißen. Also Fingerspitzen-
gefühl an der Winde war angesagt. Dann wurde gewartet bis die Ebbe kam und der
indische Ozean sich zurückzog. Nun konnten wir den Kutter von den Muscheln be-
freien, die sich ja sehr negativ auf die Schleppgeschwindigkeit auswirkten. Die
wurden mit speziellen Schabern abgeschabt, die wir uns dafür gebaut haben. Außer-
dem kann ich mich erinnern, dass wir die Seekästen öffneten, um diese ebenfalls von
Muscheln und Dreck zu befreien. Durch die Seekästen strömte das Wasser zur Küh-
lung der Hauptmaschine und des Jockels. Wenn die Seekästen zugesetzt waren, dann
hat die Maschine zu wenig Kühlwasser bekommen und wurde nach kurzer Zeit richtig
heiß. Auf den Bildern kann man sehen, wie der Maschinist Hartmut G. (leider mit dem
Kutter "Beluga" untergegangen) und der Maschinenassistent Thomas P. (Mausi) die
Schlingerleisten abbrennen. Die Leisten hatten sich zum Teil gelöst und beim Weg-
setzen verhakte sich das Netz. Wenn dann die Flut kam und sie ihren Höchststand hatte,
wurde der Kutter los geschmissen und langsam in das tiefere Wasser gefahren. Natürlich
wurde überall kontrolliert, ob es irgendwo ein Wassereinbruch gab. Anfangs kann ich mich erinnern, gab es sehr kontroverse Diskussionen der Kapitäne und Besatzungen über diese Methode, denn das Aufdocken auf den Strand war nicht ungefährlich.
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Ein W 50 bringt von der Eisfabrik Scherbeneis für die Kutter
Kapitän Manfred K.
Wegsetzen!
Maschinist Walter P. mit seinem Lehrling
Anglerglück- Haie ließen sich aber sehr schlecht verkaufen
Sassnitzer Kutter beim Löschen (Rochen)
Kutter Sägehai
Der Bobbi wird gehievt
Hiev up!
Der Steert wird geöffnet
Schlepp an
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